Pre Start
4:10 Uhr – der Wecker klingelt. Kaffee, Mobilisation, Frühstück. Ganz entspannt – zumindest so entspannt, wie man vor einem Ironman eben sein kann. Lieber meinen Kaffee genießen, als irgendwas anderes in mich reinzuschütten.
Dann die übliche Pre-Race-Routine: Body-Marking, eincremen, 200x Toilette ;-). Die Kids wurden wach, Silke war schon eine Weile auf trapp und vermutlich nervöser als ich.
Dann wollten wir los – und plötzlich: „Papa, hier stinkt’s!“ ruft Lio. Der Feuerwehrmann in mir war sofort da – und ja, da lag der Visor gemütlich auf einer alten Halogenlampe und die Umhängetasche hingt gemütlich drüber, als ob beide Tag ein Tag aus die Gesellschaft mit der Lampe lieber als mit einer Garderobe hatten (eine Garderobe gab es leider in dem Airbnb nicht).
Natürlich schmorte beides fröhlich vor sich hin. Kurzer Einsatz, alles safe, Adrenalin schon vor dem Start auf 180. – normal kann ja jeder.
Endlich am Start angekommen:
Bike gecheckt, Luft gepumpt und Verpflegung gerichtet, und ab in den Vorstartbereich. Kein Neo erlaubt, also rein in den Swimskin, Blick aufs Meer – Gänsehaut.
Jetzt gibt’s kein Zurück mehr.
Nachdem der erste Aufreger des Tages überstanden war, ging’s endlich an dieses Triathlon-Ding.
Swim
Schwimmen war schon vorher klar – ohne Neo! Bei knapp 25 Grad war das Wasser zwar angenehm warm, aber eben auch gnadenlos ehrlich.
WM-typisch gab’s Wellenstart – meine AK35 war die dritte Welle. Ich hab mich schön außen eingeordnet, um dem Getümmel zu entgehen… und das war goldrichtig.
Anfangs noch ruhig, doch je weiter wir raus mussten, desto höher die Wellen – Boje suchen wurde zur Hauptaufgabe. Der Kurs in M-Form klingt einfach, aber gefühlt verschwimmt man sich jedes Mal auf dem Rückweg.
Zug um Zug, Boje für Boje ging’s Richtung T1… und als endlich der schwarze Ausstiegsbogen zu sehen war, war ich erleichtert. Das Salzwasser hatte meinen Nacken schon ordentlich bearbeitet.
01:02:58 h – Swim done und nicht verschwommen.
Über die Steine raus, Helm auf, Bike geschnappt und ab auf die Radstrecke.
Bike
Von Krämpfen, Kerlchens und Kopfkino – meine 180 km in Nizza.
Raus aus T1, ab aufs Bike – Silke und die Kerlchens am Streckenrand, Herz voll, Tränen in den Augen, Beine (noch) locker, ich happy in Disziplin 2!
Die ersten Kilometer noch flach, Schuhe zu, Rhythmus finden – und dann kam er: der erste Anstieg ab km 10. Erst knackig steil, dann sanft hochschrauben… nach kurzer Abfahrt direkt rein in den 19 km langen Climb! Watt im Blick, Verpflegung on point – und trotzdem immer wieder den Kopf gehoben, die Landschaft eingesaugt: traumhafte Strecke, Gänsehaut, Glück – einfach geil!
Ja…so geil war’s dann nicht durchgehend, schwere Beine und so gehört ja dazu…
Oben angekommen? Bäm, Gegenwind – nix mit locker auf dem Plateau rollen. Also tief in Aero, Rhythmus halten, durchziehen – Wendepunkt, Rückenwind und dann die lange Abfahrt Richtung Nizza… Erinnerungen an den Sturz 2019 – diesmal entspannt, sicher und mit Spaß.
Klar, wurde überholt, klar, wäre schneller drin gewesen – aber für was…10-15 min schneller wäre schön gewesen, aber Lieber heil und happy unten angekommen.
Noch ein letzter 6 km Anstieg, die Oberschenkel kurz vorm Krampf – aber Glück gehabt, nix zu gemacht. Einbeinig entlastet, durchgezogen. Dann der letzte Downhill, rein nach Nizza, nochmal Gegenwind auf der Promenade, Aero-Position, Plätze gutgemacht… und dann: Schuhe auf, die Kerlchens nochmal gesehen, Gänsehaut pur! Wechsel ready, vom Rad gesprungen und ab in T2.
Run
42 km zwischen Schmerz, Willenskraft und purem Jubel – Nizza, wir sind wieder Freunde!
Ein langer in T2 – Bike abgestellt, Schuhe angezogen und während dem Traben Brille und Headband aufgesetzt und los ging’s auf die letzten 42,2 km!
Direkt Rückenwind Richtung Flughafen, Silke und die Kerlchens am Jubeln – Beine frisch, Stimmung mega, Verpflegung on point… aber das Tempo? Naja, viel zu hoch.
Läuft, aber dann bei km 5: Volunteer mit dem Wasserschlauch – obwohl ich signalisiert hab „kein Wasser!“, volle Ladung auf Brust und Bauch… Zack, das altbekannte Stechen unter den Rippen wieder da. Jeder Schritt wie ein Stich – und noch 36 km vor mir.
Tief durchatmen, Tempo rausnehmen, Blick nach vorne.
Km 7…autsch, autsch, bei jedem Schritt, aber es wurde wieder flüssiger, km 10 die Kerlchens, also lächeln aufrichten und locker aussehen…
Und siehe da – km 12, Rhythmus gefunden, Schritt für Schritt zurück ins Rennen.
Gegenwind? Egal. Zuschauer? Laut. Die Kerlchens? Am winken – pure Motivation! Runde 2, Runde 3, jedes Mal vorbei an der Family, jedes Mal neue Energie getankt.
Die letzten 10 km – Beine schwer, aber der Kopf stark. Rückenwind nutzen, Gegenwind trotzen.
„Noch eine Runde, dann hast du’s geschafft!“
Und dann der Moment: Abbiegen auf den Zielteppich, Kerlchens abklatschen, Jubel aufsaugen und einfach nur genießen.
Nizza und ich – wir sind wieder Freunde. Danke für dieses Rennen, danke an alle, die mich angefeuert haben – bekannt oder unbekannt, ihr wart alle ein Teil davon.